von Konferenzen

Als eine Region voller ungelöster Konflikte ist der Kaukasusraum in den letzten Jahren verstärkt in das Blickfeld öffentlichen Interesses geraten. Im 18. Jahrhundert geriet die gesamte Region, die politisch in eine Fülle von Territorial- Clan- und Stammesherrschaften untergliedert war, zunehmend unter die Kontrolle Russlands. Zwischen etwa 1735 und 1878 wurde nahezu der gesamte Kaukasusraum durch St. Petersburg militärisch unterworfen und durch die Beseitigung der nichtrussischen Lokal-und Regionalherrschaften direkt in seine autokratischen Verwaltungsstrukturen einbezogen.

In jahrzehntelangen Feldzügen, Polizeiaktionen und anderen Zwangsmaßnahmen, die sich im Rahmen des I. Weltkrieges, des Bürgerkrieges und der sowjetischen Nationalitätenpolitik sowie nach 1988 fortsetzten, wurden Millionen vornehmlich nichtrussische Bewohner des nördlichen und zentralen Kaukasus, vertrieben und umgesiedelt. Viele kamen dabei gewaltsam zu Tode. Ursachen, Verlauf und Folgen dieser Geschichte von Gewalt und Zwangsassimilation aus gesamtkaukasischer Perspektive sind ein zentraler Schwerpunkt des geplanten Symposiums. Ein zweiter Schwerpunkt liegt auf der Beleuchtung des Phänomens regionaler ethnonational und religiös begründeter Konflikte im Kaukasus in sowjetischer und postsowjetischer Zeit.

 


Eine Geschichte der immer währenden Gewalt? vom 22.-24. April 2016, Lepsiushaus Potsdam

22. April 2016

Begrüßung
Dr. Rolf Hosfeld (Potsdam)
Dr. Meinolf Arens (München)

Eröffnungsvortrag
»Ethnische Säuberungen« unter neuen nationalen und religiösen Vorzeichen im Kaukasus im
19. und 20. Jahrhundert. Grundlegende Bemerkungen
Prof. Dr. Michael Schwartz (Berlin)

23. April 2016

Panel 1: Russische Kolonial- und sowjetische Hegemonialpolitik

Der Krieg, der nicht existierte. Der genozidale Krieg Russlands gegen die tscherkessischen Völker im 19. Jahrhundert in der russischen Historiographie und im Diskurs in der russischen Öffentlichkeit der letzten zwei Jahrzehnte
Marieta Kumpilova M.A. (Leipzig)

Pan-islamische Projektion von Widerstand im östlichen Nordkaukasus
Dr. Uwe Halbach (Berlin)

Polen als Flüchtlinge und Migranten in Georgien und dem Nordkaukasus im 19. und 20. Jahrhundert
Dr. Urzsula Markowska (Warschau)

Ambivalenz als historische Konstante: Die russische Armenierpolitik seit dem späten 18. Jahrhundert
Dr. Tessa Hofmann (Berlin)

Ossetien/Osseten zwischen Russifizierung, Georgisierung und Selbstbehauptung
Dr. Meinolf Arens (München)

Panel 2: Regionale Entwicklungen

Chancen und Grenzen kleiner Sprachgruppen und Völker in Daghestan. Eine vergleichende Betrachtung
Prof. Dr. Diana Forker (Bamberg)

Die georgische Minderheitenpolitik am Beispiel der Mesxeten (Mes'cheten), Hemschinen und Lasen
Dr. Wolfgang Feurstein (Freudenstadt)

Stalinistische Titularhomogenisierung in Georgien und ihre langzeitigen Folgen
Dr. Marc-Stephan Junge (Bochum)

Der Karabach Konflikt seit 1988 bis heute
Varsenik Minasyan, M.A. (Berlin/Eriwan)

Panel 3: Aktuelle Entwicklungen

Konfliktlösung im Südkaukasus in postsowjetischer Zeit: Das Beispiel Abchasien
Dr. Dieter Boden (Potsdam)

Die Assimilationspolitik Aserbaidschans gegenüber ethnischen und nationalen Minderheiten in den vergangenen zwei Jahrzehnten
Manfred Quiring (Berlin)

Europäische und deutsche Gestaltungsmöglichkeiten auf die ethnopolitischen Krisen im Kauka-sus seit 1991. Ein Zeitzeugenbericht
Bernd Posselt (München)

Schlussworte/Zusammenfassung
Dr. Meinolf Arens (München)
Dr. Rolf Hosfeld (Potsdam)