Das 20. Jahrhundert wird oft als das "Zeitalter der Extreme" verstanden. In zwei Weltkriegen, während verschiedener Revolutionen und in postkolonialen Konflikten gerieten allzu oft Zivilisten in den Fokus von Gewalt, die sich nicht zuletzt exzessiv in kollektiven Weisen ausformte. Deshalb kann vom 20. Jahrhundert auch vom "Zeitalter der Genozide" gesprochen werden. Die Tagung geht den Mechanismen von Genoziden in ihrer Entstehung, ihrem Verlauf und ihrem Nachleben in historisch-vergleichender Perspektive nach. Dabei werden Fragen über den Zusammenhang von Völkermorden im Kontext von Nationalstaatenbildung, Kolonialismus und sozioökonomischen Ungleichgewichten in makrohistorischer Perspektive genauso diskutiert, wie Täterprofile, einzelne Fallstudien und postgenozidale Identitäten mikroperspektivisch mitreflektiert werden.
In Kooperation mit dem Moses Mendelssohn Zentrum Potsdam und der Stiftung Topographie des Terrors, Berlin.
Gefördert durch die Bundeszentrale für politische Bildung und die Moses Mendelssohn Stiftung.
8. November 2015
18.00-20.00 Uhr
Erföffnung: Dr. Rolf Hosfeld, Prof. Dr. Julius H. Schoeps, Prof. Dr. Andreas Nachama
Keynote: Dr. Shashi Tharoor (Neu Delhi): The Age of Genocide and Global Response
9. November 2015
10.00-12.00 Uhr
Panel I: Kolonialismus, Genozid und Moderne
Dominik J. Schaller M.A. (Heidelberg): Kolonialismus im Spannungsfeld von "mission civilisatrice" und genozidaler Gewalt
Dr. Medardus Brehl (Bochum): Zwischen kolonialem Völkermord und Holocaust. Narrative der Vernichtung in der deutschen Literatur 1900/1945
Prof. Dr. Michael Schwartz (Berlin/München): Nationalistische und rassistische Gewaltpolitik in der Moderne
12.00-13.30 Uhr
Mittagessen
13.30-15.30 Uhr
Panel II: Genozide in zwei Weltkriegen
Prof. Dr. Mihran Dabag (Bochum): Ideologie und gestaltende Gewalt. Aspekte einer Formierung genozidaler Tätergesellschaften am Beispiel der Jungtürken und des Nationalsozialismus
Prof. Dr.Sönke Neitzel (Potsdam): Wehrmacht und Holocaust - Zeitgenössische Deutungen
Stefan Ihrig (Jerusalem): Vom Genozid an den Armeniern zur Shoa - Eine verknuepfte, deutsche Geschichte
15.30-16.00 Uhr
Kaffeepause
16.00-18.00 Uhr
Panel III: Täterprofile gestern und heute
Prof. Dr. Marie-Janine Calic (München): Täter im Bosnienkrieg
Prof. Dr. Frank Neubacher (Köln): Warum können Menschen so etwas tun?
Prof. Dr. Stefan Kühl (Bielefeld): "Ganz normalen Organisationen" - eine Kritik der Täterforschung am Beispiel des Holocaust
18.00-19.00 Uhr
Führung durch die Ausstellung der Topographie des Terrors
10. November 2015
10.00-12.00 Uhr
Panel IV: Genozide und Massengewalt
PD Dr. Jörg Ganzenmüller (Weimar/Jena): Gab es genozidale Gewalt in der stalinistischen Sowjetunion?
Dr. Daniel Bultmann (Berlin): Logiken kollektiver Gewalt unter den Roten Khmer
12.00-13.30 Uhr
Mittagessen
13.30-15.30 Uhr
Panel V: Leugnung, Aufarbeitung und Erinnerung
Dr. Hans-Christian Jasch (Berlin): Holocaustverbrechen vor alliierten und deutschen Gerichten 1945-2015
Dr. Gerd Hankel (Hamburg): Ruanda. Das zweifelhafte Verhältnis von Genozid, Erinnerung und Politik
Christoph Beeh M.A. (Berlin): Ein europäischer Völkermord? Anerkennung und Leugung von Aghet und Shoah im Vergleich
15.30-16.00 Uhr
Kaffeepause
16.00-18.00 Uhr
Panel VI: Verarbeitung kollektiver Gewalt durch Literatur, Philosophie und Kunst
Prof. Dr. Irene Heidelberger-Leonard (London): Imre Kertész: Der Holocaust als Kultur
Roy Knocke M.A. (Potsdam): Genozid als philosophische Herausforderung
Ellen Rinner (Berlin): Genozid und Kunst. Zwischen Darstellungstabu und Gedächtnisstiftung
19.00-20.30 Uhr
Podiumsdiskussion
Erinnerung als Prävention? Das Jahrhundert der Genozide aus heute Sicht
Mit Prof. Dr. Mihran Dabag, Prof. Dr. Andreas Nachama, Prof. Dr. Sybille Steinbacher
Moderation: Dr. Rolf Hosfeld