Die diplomatische Laufbahn führte den in Berlin geborenen Walter Rößler von 1910 bis 1918 als Konsul ins osmanische Aleppo - der Ort, an dem 1915/16 die überlebenden armenischen Deportierten aus ganz Anatolien in Konzentrationslagern gesammelt wurden, um sie von dort in die mesopotamische Wüste zu treiben. Als Augenzeuge dieser Ereignisse erkannte Rößler, dass es sich um ein »gezieltes Ausrottungsprogramm« der osmanischen Regierung gegen  die
armenische Bevölkerung handelte. Mit seinen über zweihundert Berichten über die grausamen Ereignisse verband er die Aufforderung an die deutsche Reichsregierung, als Kriegsverbündete dem Morden entgegenzuwirken. Da dies ungehört blieb, versuchte Rößler in Zusammenarbeit mit europäischen und amerikanischen Hilfsorganisationen, so viele Armenier wie möglich aus den Lagern zu retten. Mit seiner Zivilcourage blieb er - wie Johannes Lepsius - eine Ausnahme auf deutscher Seite. Trotz seines außergewöhnlichen Einsatzes geriet Walter Rößler später in Vergessenheit. Die kenntnisreiche Lebensbeschreibung von Kai Seyffarth schafft hier endlich Abhilfe und wirft neue Fragen nach der deutschen Rolle während des Völkermords an den Armeniern auf. Kai Seyffarth beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Völkermord an den Armeniern und hat für die Walter-Rößler-Biografie umfassendes Archivmaterial gesichtet.

Freitag, 22.01.2016 – 19.00 Uhr | Buchvorstellung

Kai Seyffarth

Entscheidung in Aleppo. Walter Rößler (1871-1929)

 Moderation: Dr. Christin Pschichholz  Veranstaltungsort: Lepsiushaus Potsdam, Große Weinmeisterstraße 45