Der Vortrag wird sich mit den Selbstkonzepten und den Strategien der Selbstermächtigung von Tätergruppen kollektiver Gewalt in der Moderne beschäftigen und damit Aspekte der Formierung genozidaler Tätergesellschaften in den Blick nehmen. Am Beispiel der Bewegungen der Jungtürken im Osmanischen Reich und der Nationalsozialisten in Deutschland wird die Frage erörtert, welche Rolle für politische Formierung das Selbstverständnis der Akteure als eine politisch-soziale Generation spielt, die geeint ist durch den Eindruck einer gemeinsamen Erfahrung, geeint durch ein gemeinsames politisches Ziel und aufs Extremste motiviert durch die Aufgabe der grundsätzlichen Veränderbarkeit einer Gesellschaft. Welche Rolle spielt das Selbstverständnis der Akteure als einer Generation, die im Bewusstsein der Veränderbarkeit und Gestaltbarkeit von Geschichte, Gesellschaft und Zukunft bereit ist zu einer radikalen Tat: der Vernichtung des als nicht integrierbar definierten Anderen?

Mihran Dabag ist Direktor des Instituts für Diaspora- und Genozidforschung sowie Professor für neuere Geschichte an der Ruhr-Universität Bochum. Herausgeber der »Zeitschrift für Genozidforschung« und der Publikationsreihe »Genozid und Gedächtnis«. Zahlreiche Aufsätze und Bücher, unter anderem.: Genozid und Moderne (Hrsg., 1998); Gewalt. Strukturen, Formen, Repräsentationen (Hrsg., 2000); Kolonialismus. Kolonialdiskurs und Genozid (Hrsg., 2004); Die Machbarkeit der Welt (2006); Handbuch der Mediterranistik (in Vorbereitung, 2014).

Freitag, 21.02. 2014 – 19.00 Uhr | Vortrag

Prof. Dr. Mihran Dabag (Ruhr-Universität Bochum)

Politische Vision, generationale Selbstermächtigung und die Politik des Genozids.

 Moderation: Dr. Rolf Hosfeld  Veranstaltungsort: Lepsiushaus Potsdam, Große Weinmeisterstraße 45