Bis heute wird die deutsche Verantwortung am Völkermord an den Armeniern im Osmanischen Reich kontrovers diskutiert. Bisherige Untersuchungen ergeben kein einheitliches Bild, sondern zeigen, dass es eine ganze Bandbreite von Handlungsoptionen gab. Wie aber reagierten die Pastoren, die im Osmanischen Reich die deutschen evangelischen Gemeinden betreuten und die über Jahre auch den Kontakt zu armenischen Gemeinden gesucht hatten? Gerieten sie in starke Loyalitätskonflikte? Standen sie hinter der Kriegsallianz und der zurückhaltenden deutschen Reichsregierung? Mit Hilfe dieser mikrohistorischen Perspektive soll der Vortrag veranschaulichen, welche Reaktionen nationalprotestantische Dispositionen angesichts der armenischen Katastrophe hervorbrachten.
 
Dr. Christin Pschichholz studierte Mittlere und Neuere Geschichte an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und promovierte 2007 mit ihrer Doktorarbeit »Zwischen Diaspora, Diakonie und deutscher Orientpolitik. Deutsche evangelische Gemeinden in Istanbul und Kleinasien in osmanischer Zeit«. Nach einem Museumsvolontariat am Deutschen Historischen Museum Berlin kuratierte sie mehrere Ausstellungen und arbeitete an Projekten über den Ersten Weltkrieg. Seit 2014 ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lepsiushaus Potsdam und forscht zur Rolle des Deutschen Reiches während des Völkermordes an den Armeniern.
 
 

Freitag, 16.01.2015 – 19.00 Uhr | Vortrag

Dr. Christin Pschichholz (Universität Potsdam/Lepsiushaus Potsdam)

Eine Frage der Loyalität? Evangelische Pastoren im Osmanischen Reich und die armenische Frage

 Moderation: Dr. Rolf Hosfeld  Veranstaltungsort: Lepsiushaus Potsdam, Große Weinmeisterstraße 45