Reihe Christentum und Menschenrechte
Im Jahr 1914 berief Kaiser Wilhelm II. den ostpreußischen Theologen Bruno Doehring zum jüngsten Hof- und Domprediger nach Berlin. Bei Kriegsbeginn Anfang August 1914 predigte Doehring von den Stufen des Reichstagsgebäudes zu einer riesigen Menschenmenge und gab damit den aggressiven Ton der evangelischen Weltkriegspredigt vor. In diesem Vortrag wird Pfarrer Doehring als einer der einflussreichsten Kriegstheologen am Beispiel seiner im Berliner Dom gehaltenen Kanzelreden vorgestellt. Es wird ferner danach gefragt, ob eine derartige kriegerische Haltung zu jener Zeit alternativlos unter evangelischen Theologen war. Oder gab es auch Ausnahmen vom protestantischen Mainstream? Schließlich wird im Ausblick auch Doehrings religiös-politisches Fortwirken nach Kriegsende und zur Zeit der Weimarer Republik thematisiert.
Prof. Dr. Manfred Gailus ist Professor für Neueste Geschichte an der Technischen Universität Berlin. Er studierte Geschichte und Politologie, lehrte 1981 an der Freien Universität Berlin und ab 1990 an der TU Berlin. 1997/98 war er Mitarbeiter am Hamburger Institut für Sozialforschung. Gailus hat insbesondere Publikationen zur Geschichte des Protestantismus im 20. Jahrhundert vorgelegt: Protestantismus und Nationalsozialismus. Studien zur nationalsozialistischen Durchdringung des protestantischen Sozialmilieus in Berlin, Köln 2001; (Hrsg.): Kirchliche Amtshilfe. Die Kirche und die Judenverfolgung im »Dritten Reich«, Göttingen 2008; »Mir aber zerriss es das Herz«. Der stille Widerstand der Elisabeth Schmitz, Göttingen 2011; (Hrsg.): Zerstrittene »Volksgemeinschaft«. Glaube, Konfession und Religion im Nationalsozialismus, Göttingen 2011.