Paul Rohrbach (1869-1956) ist einer der wichtigsten Kronzeugen für das deutsche Orientbild bis 1918 und darüber hinaus. Seine vielfältige Publikationstätigkeit bietet einen reichhaltigen Fundus mit unzähligen Belegen für die Charakterisierung »des Orients«, seiner Menschen und Völker sowie nicht zuletzt der Religionen. Rohrbach, eng mit Johannes Lepsius verbunden, war liberaler Imperialist und überzeugt von der Fortschrittsmission des Deutschen Reiches, anhand deren Ziele er die Völker auch bewertete. Sein Lieblingsprojekt war die Bagdad-Bahn, mit der nicht nur der Vordere Orient modernisiert, sondern auch das britische Empire ausgehebelt werden sollte. Rohrbach verband technischen Fortschrittsglauben und klassische Bildung insbesondere in Bezug auf die frühen Hochkulturen. Große Hoffnungen setzte er in die Armenier, die er als Hoffnungsträger für den zivilisatorischen Aufbau ansah, da sie wirtschaftlich kompetent, versiert, häufig gebildet und auch leistungsstark seien. Der Vortrag soll das Bild nachzeichnen, das Rohrbach von den Armeniern im Vergleich zu den Kurden und den Arabern vermittelte, insbesondere auch vor dem Hintergrund der Armeniermorde, die Rohrbach heftig kritisierte.

Dr. Bernd Lemke, geboren 1965, studierte an der Eberhard-Karls- Universität Tübingen und der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Neuere und Neueste Geschichte, Mittelalterliche Geschichte und Neuere Deutsche Literatur (Promotion im Jahre 2001). Seit 2001 ist er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Militärgeschichtlichen Forschungsamt / Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) Potsdam. Von 2013 bis 2019 war er dort Angehöriger der Abteilung Einsatz (unter anderem Herausgeber des Wegweisers zur Geschichte Iraks und Syriens). Seit 2019 ist er Leiter des Projektbereichs Bündnisse im Forschungsbereich Militärgeschichte nach 1945.

 

Donnerstag, 13.02.2020 – 19.00 Uhr | Vortrag

Dr. Bernd Lemke (ZMSBw Potsdam)

Paul Rohrbach und die Armenier

 Moderation: Dr. Rolf Hosfeld (Lepsiushaus Potsdam)  Veranstaltungsort: Lepsiushaus Potsdam, Große Weinmeisterstraße 45, 14469 Potsdam