Heinrich Melidonian - sein wirklicher Name ist unbekannt - war von 1901 bis Ende 1918 eines der Waisenkinder der deutschen Missionsstation in Marasch (heutige Südtürkei). So konnte er den Völkermord an den Armeniern überleben. Nach dem Verlassen des Waisenhauses begann für ihn eine abenteuerliche Odyssee, die ihn quer durch die Türkei nach Deutschland und Frankreich führte. Im März 1920 flüchtete er vor den Truppen der türkischen Nationalbewegung Mustafa Kemals. Seit September 1922 war er sieben Monate in türkischer Haft. Im Frühjahr 1923 wurde er im Rahmen der Verhandlungen des Lausanner Vertrags auf amerikanisches Betreiben freigelassen und verließ seine Heimat.
Von 1925 bis 1940 verbrachte Heinrich Melidonian sein Leben in Deutschland, wo er 1927-1929 eine Ausbildung in der Diakonenanstalt Karlshöhe (Ludwigsburg) machte. In den 1930er Jahren verfasste er einige Schriften auf Deutsch, die heute weitgehend unbekannt, als Dokumente aber nach wie vor lesenswert sind. 1940 siedelte er ins Elsass über. Bis zum Ende seines Lebens führte er seine diakonische Tätigkeit im französischen Elsass fort. Seine Geschichte steht als Fallbeispiel für viele andere Überlebende
Hayk Martirosyan ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Lepsiushauses Potsdam. Er wurde 1980 in Jegheghandzor in Armenien geboren. Von 1997 bis 2003 studierte er im Fachbereich Turkologie der Fakultät Orientalistik an der Staatlichen Universität Jerewan. Im Jahre 2011 war er DAAD-, 2014 KAAD-Stipendiat in Deutschland. Im Jahre 2014 promovierte er am Institut für Orientalistik der Akademie der Wissenschaften der Armenischen Republik. 2016 wurde seine Monographie »Deutsche Missionstätigkeit im Osmanischen Reich. Die Station von Marasch (1896-1919)« auf Armenisch veröffentlicht. Im Rahmen eines Forschungsstipendiums der EKD beschäftigt sich Martirosyan mit der Geschichte und den Biogrammen der Deutschen Orient-Mission von Johannes Lepsius.