In Armenien ist Johannes Lepsius wahrscheinlich der bekanntesteDeutsche. Schulen und Straßen wurden nach ihm benannt. 1998 wurde eine Tafel mit seinem Namen an der Allee der Gerechten desGenoziddenkmals in Jerewan eingeweiht. Erst im Mai dieses Jahreserhielt ein Park in Jerewan seinen Namen. Fast gleichzeitig erschien Aschot Hayrunis ursprünglich auf Armenisch verfasste Monographie» Johannes Lepsius und die Armenier« in deutscher Übersetzung.Das Buch ist eine Sicht auf das Leben und die Aktivitäten von Johannes Lepsius aus armenischer Perspektive. Es beginnt mit der Gründung der Deutschen Orient-Mission und ihrer Aktivitäten währendder großen Massaker des späten neunzehnten Jahrhunderts, thematisiert Lepsius' aktive Rolle bei den internationalen Verhandlungen über Reformen in den armenischen Provinzen des Osmanischen Reichs 1913/14 und führt über die Zeit des Ersten Weltkriegsund den Völkermord an den Armeniern in die ersten Nachkriegsjahre.Lepsius' von Franz Werfel dargestellter Besuch in Konstantinopel im Sommer 1915 wird dabei ebenso dargestellt wie sein unermüdlicher Einsatz für die Armenier in Zeiten des deutschen »Burgfriedens« undder Militärzensur. Im Gespräch mit Rolf Hosfeld, mit dem Hayruni 2017 einen längeren Aufsatz über Johannes Lepsius im Ersten Weltkrieg verfasst hat, werden die Kernthesen seines Buchs diskutiert. Im Zentrum wird immer die Bedeutung von Johannes Lepsiusfür die Armenier stehen.
Aschot Hayruni ist Professor für Geschichte und Armenologie an der Staatlichen Universität Jerewan. Er hat sich seit vielen Jahrenintensiv mit Johannes Lepsius und der deutschen Orientpolitik beschäftigt und dazu vielfältig publiziert. Auf Deutsch erschien unter anderem die Dokumentensammlung »Die armenische Frage und derGenozid an den Armeniern in der Türkei 1913-1919« (zusammengestellt und eingeleitet von Prof. Dr. Wardges Mikaeljan unter Mitarbeit von Dr. habil Aschot Hayruni), Jerewan 2004, »Armenien in derdeutschen Außenpolitik im Jahr 1918«, Jerewan 2017, sowie »Fürsprecher für ein bedrohtes Volk. Johannes Lepsius und die Armenier«, Jerewan 2019.