Der 1920 gegründete »Staat des Großen Libanon« galt langeals politischer Zufluchtsort für verfolgte christliche Minderheitenund als historisches Versuchslabor muslimisch-christlicher Koexistenz. Die christlichen Führer im Lande leiteten aus dieser Einschätzung jahrzehntelang den strategischen Imperativ ab,die Verfassung, Unabhängigkeit und Neutralität des libanesischenStaates zu schützen und ihn aus den Machtkämpfen inseinem regionalen Umfeld herauszuhalten. In den 2000erJahren, beschleunigt durch die schwankende Politik der USA und den dramatischen Aufstieg des sunnitischen Islamismus inder gesamten Region, ist jedoch eine schleichende Verschiebung der strategischen Prioritäten zugunsten des Überlebensethno-religiöser Gemeinschaften zu beobachten. Anzeichen dafür sind unter anderem die Stärkung ethno-religiöser Getto-Mentalitäten sowie eine Annäherung an die gegenwärtigen Regime Syriens und des Iran. Der Vortrag erörtert die Risiken dieser Politik für den Zusammenhalt, die Sicherheit und die Souveränität des libanesischen Staates.

Donnerstag, 11.04.2019 – 19.00 Uhr | Vortrag

Dr. Thomas Scheffler (Berlin)

Staat, Gemeinschaft, Überleben. Die libanesischen Christen im Windschatten der neuen arabischen Unordnung

 Moderation: Dr. Rolf Hosfeld (Lepsiushaus Potsdam)  Veranstaltungsort: Lepsiushaus Potsdam, Große Weinmeisterstraße 45, 14469 Potsdam