
Im Jahr 2014 wurde in Der Zor die Gedächtniskirche für die Märtyrer des Genozids durch den IS gesprengt. Dieses Verbrechen traf einen Kern armenischer Erinnerungskultur. Die Osmanische Regierung hatte im Jahr 1915 Der Zor zum Hauptdeportationsort für die armenische Bevölkerung gemacht. Der Historiker Hilmar Kaiser, Verfasser einiger der besten Regionalstudien zum Genozid an den Armeniern, beschäftigt sich in seinem Vortrag anhand von kaum bekanntem Bildmaterial und neuen Dokumenten mit den Geschehnissen um Der Zor in der syrischen Wüste. Den Auftakt für die tödlichen Märsche nach Der Zor machten Deportationen aus den Gebieten Ostanatoliens, die bald auf das gesamte Reichsgebiet ausgeweitet wurden. Sie waren begleitet durch organisierte Massaker. Die Überlebenden wurden weiter in Richtung syrischen Wüste getrieben. Durch Hunger, Epidemien und weitere Massaker starben Tausende und machten Der Zor zum Inbegriff der Massengewalt an der armenischen Bevölkerung. Kaiser berichtet auch über armenischen Widerstand, Überlebenschancen und das Weiterleben der wenigen Entkommenen.
Dr. Hilmar Kaiser ist einer der renommiertesten Wissenschaftler, die zum Genozid an den Armeniern forschen. Zahlreiche Publikationen aus den letzen Jahrzehnten beschäftigen sich unter anderem mit der Deportation aus Erzurum, der Bagdad-Bahn, der Rolle deutscher Offiziere und Konsuln im Osmanischen Reich und den Gräueln in der Region Diyarbakır und dem Gebiet Der Zor.